Pascal Dusapin VOST (DE)

Pascal Dusapin (durée : 5'02''11)

extrait du "Cinquième quatuor" pour deux violons, alto et violoncelle interprété par le Quatuor Arditti - enregistrement : Cité de la musique - Editeur de partition : Durand, Salabert et Eschig (Universal Music Vision)


 

" Meine Urerfahrung mit der Musik ist das Geräusch des Windes verbunden mit der Liebe zu einem Instrument, das ich sehr früh entdeckt habe, die Klarinette. Vom Wind auf das Komponieren überzugehen, wurde zu einer Frage von Leben und Tod. Aber der wirklich entscheidende Augenblick war Varese. Mein Leben ändert sich, als ich Varese begegne, in jenen 25 Minuten die es braucht, um « Arcana » zu hören. Wenn ich komponiere, denke ich nie an die Zeit. Ich würde sogar sagen, ich arbeite nicht mit der Zeit. Die Zeit ist kein Privileg der Musik, sie ist nicht das Material der Musik. Mein Material sind die Formen. Es ist geradezu so, als ob der Raum für mich grösser wäre als die Zeit und mir gleichzeitig erlaubte, freier zu sein. In meinem Atelier findet sich gleichsam alles und sehr wenig. Ich sitze am Tisch, ich komponiere am Tisch, ich bin ein äusserst schweigsamer Musiker. Eigentlich bin ich ein Schriftsteller der Musik. Das Papier lasse ich in Deutschland nach ganz bestimmten Maßen fertigen. ein Tintenfilzstift 005mm... Das ist wie eine Balistik, äusserst präzise. Wenn ich eine Partitur beginne, ist die erste Note von geringer Bedeutung. Die Auslöser ist nicht eine Note ! Um es ganz deutlich zu sagen, ich beginne nie mit der Musik, nie… und ich führe auch nie eine Musik zu Ende… ich fahre fort. Der Ausgangspunkt für das fünfte Streichquartett, das ich vor einigen Jahren komponiert habe, ist ein gutes Beispiel dafür. Es musste mit bescheidenem Material beginnen. Es ist wie ausgewaschen, gefiltert, wie von jeglicher autoritären Absicht befreit, weil es ausgelaugt ist. Da ist dieser doppelte Raum, der von einem Geiger, in seiner endlosen Einsamkeit erzeugt wird und den ich damit bewusst in einer unhaltbare Situation bringe. Er spielt diese geradezu arme, traurige Melodie, ja man könnte auch sagen verlorene, isolierte Melodie… und die drei anderen darunter, spielen in einem gänzlich anderen Klangraum, sie spielen pizzicato. Ich suche nach einem sehr weichen und süssen Klang,ich möchte, dass sie sehr rund klingen. Es hat etwas Animalisches an sich, wie kleine Tiere; es kratzt sozusagen… Der Raum zwischen dieser sehr alleinstehenden, schrillen Kanglinie, und diesen kleinen kratzenden Viechern erschafft gleichsam eine Gestalt, die von zwei Antagonismen getrieben wird, ungefähr so , als ob man ein Bild betrachtet auf dem sich links andere Dinge abspielen als rechts und die von jeweils ganz anderen Absichten geprägt sind."


PRODUCTION : PANDORE/LGM - REALISATION : Yan PROEFROCK (PANDORE) - POSTPRODUCTION : PANDORE - DIFFUSION : MEZZO