Liza Lim VOST (DE)

Liza Lim (durée : 5'07''10)

extrait de " Ochred String" pour hautbois, alto, violoncelle et contrebasse interprété par les membres de l'Ensemble Elision Enregistrement : Berliner Kuenstlerprogramm - Editeur de partition : G. Ricordi & Co London Ltd.


" Ich glaube, Komponist zu sein bedeutet, die Welt durch Klang zu betrachten und zu erleben. Es ist ein Weg, seine Erfahrungen und Empfindungen zu speichern und in Klang umzusetzen, genauso wie ein Maler eine besondere Empfindung für Licht, Farben und Formen hat... Ich glaube, ich wurde mit elf Jahren Komponist, als ich einer ganzen Bandbreite zeitgenössischer Musik begegnet bin, angefangen von John Cage über Berio's "Visage" und Penderecki bis hin zu den Aborigines und dem Free jazz. Das war der Augenblick, in dem sich etwas in mir auf tat. Ich habe mir die Zeit nie als einen linearen, nur in einer Richtung laufenden Prozess vorgestellt. Im Gegenteil, sie hat viele, sich wiederholende Momente, Wirbel und Wellen. Ich vergleiche sie oft mit dem Wasser, mit den Strömungen und versteckten Kräften unter der Oberfläche. Ich glaube, diese Beziehung zwischen der Oberfläche, dem Versteckten, den verschiedenen Tiefenlagen, war entscheidend für meine Vorstellung von Musik und ihrem zeitlichen Ablauf. Ich stelle mir Musik gern sowohl als Struktur, als auch als kommunikatives Ritual des Zuhörens vor. Unser Körper nimmt Klang nicht nur über die Ohren wahr, man kann auch mit der Hand und dem Bauch hören, eigentlich mit jedem Körperteil... und ich nehme an, dass dies vielleicht etwas mit der chinesischen Vorstellung des Körpers als eines holistischen Systems zu tun hat... Das wäre eine sehr schöne Weise, sich das Komponieren vorzustellen : als eine Gehör-Akupunktur. Ich mag die Einfachheit der Dinge, die ich benutze. Sie sind sehr traditionell, ein Bleistift, ein Radiergummi und ein Blatt Papier. Gerade weil es so wenige Gegenstände sind, ist für mich sehr viel Aberglauben mit ihnen verbunden. Wenn ich zum Beispiel anfange, mit einem Bleistift zu arbeiten, kann ich ihn nicht mehr zur Seite legen und benutze ihn, bis er ungefähr so kurz ist... Tatsächlich habe ich ganze Schachteln voll Bleistiften dieser Länge. Diese Reliquien stellen für mich lange Jahre der Arbeit dar, seltsame Reliquien von zwei Zentimeter langen Bleistiften. In meinem Stück “Ochred String” gibt es diese, sich ständig verändernde Oberfläche; sie ist keineswegs glatt. Es gibt alle mögliche grosse und kleine Wellen und eine Art von Kapseln in denen Dinge fliessen. Schliesslich sind da auch noch diese Art gewaltsamen Ereignisse die aufbrechen, durchbrechen, eine andere Welt aufzeigen, die unter der Oberfläche dieses kräuselnden Materials liegt. Die Musiker scherzen mit mir manchmal darüber, dass ich sie bitte, wie Anfänger zu spielen, weil die Klangchoreographie zwischen Zonen von Stabilität und Instabilität abwechselt und der Klang nach dem ich suche gerade an dieser Stelle des Wechsels von einem zum anderen liegt. Gerade in “Ochred String” wird eine Vielzahl der Klänge durch derartige Bewegungen erzeugt, durch diese Choreographie, die zwischen Momenten der Kontrolle und solchen des Verlusts von Kontrolle abwechselt."


PRODUCTION : PANDORE/LGM - REALISATION : Yan PROEFROCK (PANDORE) - POSTPRODUCTION : PANDORE - DIFFUSION : MEZZO